Einige Worte anl?sslich der feierlichen Schenkung des ?Heiner Müller Archivs/Transitraum“ an die Humboldt-Universit?t
13. Mai 2008
?Bilder bedeuten alles im Anfang. Sind haltbar. Ger?umig./ Aber die Tr?ume gerinnen, werden Gestalt und Entt?uschung“. Formuliert Heiner Müller in einem frühen Gedicht, das sich, wie so Vieles, in der Ausgabe von Frank H?rnigk befindet. Ich bin, liebe Frau Mayer, lieber Herr H?rnigk, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr glücklich darüber, da? mitten in unserer Universit?t nun dauerhaft ein Ensemble aus Büchern und M?beln steht, da? viel besser als die staatssozialistischen ?berreste im Hauptgeb?ude von den Hoffnungen und Entt?uschungen kündet, die mit dem ersten sozialistischen Staat auf deutschem Boden verbunden waren, vom Neben-, Gegen- und Ineinander zweier deutscher Staaten, zweier Stadth?lften, einer in Beschleunigung, einer in Verlangsamung - wobei ich als alter Westberliner gar nicht wei?, welches Pr?dikat welcher der verschwundenen Stadth?lften zukommen soll, Beschleunigung dem beh?big gewordenen Westberlin? Je nun, hier kann darüber nachgedacht, gestritten werden.
?Auf jede Nachricht wartet das Vergessen“. Dichter dementiert man ungern. Und doch: Ich hoffe nicht, liebe Frau Mayer, lieber Herr H?rnigk, da? auf die Nachricht, was wir hier und heute tun (ich h?rte sie am Freitag im Radio) Vergessen wartet, sondern – wie auf so vieles im Leben – Transformation. N?mlich in den Gebrauch der Dinge, die uns nun anvertraut sind, durch die Universit?t, durch die Stadt, durch das Land, durch die Menschen – Transitraum in einem ganz und gar neuen und doch vertrauten Sinne. Grischa Meier portraitiert Heiner Müller am Strand von Ahrenshoop – sp?testens angesichts solcher Photographien mu? doch endlich einmal eine Geschichte der DDR-Literatur im Spiegel dieser Künstlerkolonie geschrieben werden; wieviel Haufen Sand und nicht nur dies lagen denn zwischen Johannes R. Becher und Heiner Müller? Die Nachricht wartet nicht aufs Vergessen, sie wartet darauf, da? wir Linien ziehen, Beziehungen konstruieren – zwischen Mommsens Denkmal vor dem Hauptgeb?ude und Mommsens Block beispielsweise, Drucksache 1, Berliner Ensemble, Juni 1991. ?Und ich gedachte des Staubs in ihrer Marmorgruft/ Und des kalten Kaffees am Morgen frühe sechs/ In Charlottenburg im Hause Mommsen Machstra?e acht/ an ihrem Arbeitsplatz umstellt von Büchern“. Machstra?e acht? Nein, Hegelplatz 1. Staub? Hoffentlich nie. Aber wir wollen ja nicht schon wieder Dichter dementieren. Nein, wir interpretieren. Und leben damit zwischen ihren Zeilen, ihren Büchern, ihren Tischen. Stehpult, einer Reiseschreibmaschine (Traveller de Luxe),? Da? wir dies k?nnen, liebe Frau Mayer, ist ein gro?es Geschenk. Herzlichen Dank dafür.