Humboldt-Universit?t zu Berlin

Humboldt-Universit?t zu Berlin | ?ber die Universit?t | Geschichte | Rektoren und Pr?sidenten | Christoph Markschies | Reden des Pr?sidenten | Verabschiedung des Direktors des Gro?britannienzentrums, Prof. Dr. Jürgen Schl?ger

Verabschiedung des Direktors des Gro?britannienzentrums, Prof. Dr. Jürgen Schl?ger

Gru?wort am 10. Juli 2008

"Representations of Emotions", vielleicht sogar representations of emotional excess, k?nnen Sie, lieber Herr Schl?ger, verehrte Kollegen und Kolleginnen, liebe Damen und Herren, heute nicht nur beim Pr?sidenten der HU beobachten.

Auch wenn wir vom Abeundus lernen k?nnen, dass Emotionen einen komplexen Charakter zwischen Geist und K?rper, physischer Reaktion und mentaler Befindlichkeit haben - uns verbindet heute wohl alle der Kummer, dass es mit Ihren "activities" schon vorbei sein soll - ?wer hat an der Uhr gedreht', um es mit einem popul?ren Medium zu formulieren.

Wenn es einen guten Anglisten auszeichnet, lieber Herr Schl?ger, dass er "European views of Englishness" von "Englishness itself" und deren Spielarten trennen kann - dann sind Sie schon deswegen ein vorzüglicher Anglist, weil Sie die europ?ischen Blickwinkel, die Fremdkonstruktionen von den Eigenkonstruktionen unterschieden haben - wie sich das für den Komparatisten geh?rt, der Komparatist eigener Gesch?fte ist, nicht nur der in Konstanz gepr?gte Komparatist, der gewohnt ist, auch verborgene Figuren wie den "impliziten Leser" in das helle Licht der Analyse zu rücken.

Was tut bei der Verabschiedung von Jürgen Schl?ger ein Kirchenhistoriker, der seine Bildung in der lyrischen Literatur nahezu ausschlie?lich dem Germanisten Norbert Miller verdankt - also Horace Walpole und sein Strawberry Hill, Laurence Stern und the life and opinions of Tristram Shandy, Gentleman weit besser kennt als Antony Ashley Cooper, den 3rd Earl of Shaftsbury? Der Lord Ashley irgendwo zwischen Locke und Toland in der Vorlesung "Kirchen- und Theologiegeschichte R?misch vier" führt? Er wünscht sich, lieber Herr Schl?ger, mal wieder ein Sommerlager wie das in Südtirol im Jahre 2006, als die Brüder Markschies ihre Bildungslücken ambulando füllen konnten. Da dies lyrischer, im Augenblick frommer Wunsch ist, bleibt als Würdigung nur viel ?u?erliches, um einen Schl?ger von innen bittend.

Emeritierung ist "The Way of? All Flesh", auch schon lange vor 1903 und Emeritierung natürlich und nach 1903, aus der Perspektive von anglikanischen Klerikern, aber auch von franz?sischen Anglisten. Nun darf man aber anl?sslich eines solchen Datums auch nicht in eine "Poetik des Todes" verfallen, zur "?sthetisierung des Endes" anhalten, generell oder speziell.

Vielmehr legt sich beim Versuch, über Emeritierung zu reden, die erste Frage jeder "Philosophy of x" nahe, die Frage: What is retirement, Emeritierung? Mit? Schl?ger geantwortet: eine Frage der Psycho-Logik des individualistischen Selbstverst?ndnisses. Für die einen das definitive Ende der akademischen Lehrt?tigkeit und der Eintritt in die Sektion "Autobiographical Writings", für die anderen das Ende der "Unwirklichkeit des Wirklichen" der deutschen Universit?t, der Beginn der "Reise nach Innen". Für wieder andere "Gaucer l?sst nach", der Beginn einer neuen "Interdisziplinarit?t in den Kulturwissenschaften", "Tomorrows Yesterday", oder eben einfach "Continuities" - und letzteres, lieber Herr Schl?ger, hoffen wir natürlich: Dass Sie uns auch im Ruhestand an Ihrem Witz, Ihrer liebenswürdig verpackten gro?en Gelehrsamkeit, Ihrem heiteren Interesse am Unkonventionellen teil haben lassen. Uns an der ganzen Humboldt-Universit?t, nicht nur die engeren Fachjournale, Fremde aus Gro?britannien, Studierende von Sommerlagern.

Würdigen soll ich Sie, lieber Herr Schl?ger. So verlangt es das Programm. Das habe ich, auch wenn vermutlich nicht jedem aufgefallen ist, dass ich über die von Ihnen betreuten Sammelb?nde und nahezu ein Viertel Ihrer Aufs?tze gesprochen habe - Ironie und Anspielung mag man in Deutschland von Universit?tspr?sidenten nicht so gern h?ren, erwartet es oft auch gar nicht mehr.

Also hurtig der gleichfalls von Ihnen behandelte "Anthropological Turn" vollzogen und ganz ohne Anspielung und Ironie formuliert: Mit der Gründung und Leitung des Gro?britannienzentrums, mit Ihren Beitr?gen zur geistigen Orientierung der Humboldtschen Universit?t in der Gegenwart haben Sie die Humboldt-Universit?t orientiert, beleuchtet, illuminiert, wie es sonst nur wenige k?nnen (ich denke an den lateinischen Vers im Oxforder? Universit?tswappen und einen Diskurs des 18. Jahrhunderts, um es knapp zu explizieren), orientiert, kurz - sich um die Humboldt-Universit?t zu Berlin verdient gemacht. Das danke ich Ihnen ganz pers?nlich, aber ich bin heute einmal zu Abwechslung ganz sicher, im Namen der ganzen Universit?t zu sprechen, auch, wenn ich Sie abschlie?end bitte, ihr auch weiterhin gewogen zu bleiben.


Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies
Pr?sident der Humboldt-Universit?t