Humboldt-Universit?t zu Berlin

Ernennung von Prof. Anz zum Honorarprofessor

Gru?wort zum Festakt, 16. Juli 2008

Warum, verehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe Studierende, meine Damen und Herren, will der Universit?tspr?sident zur Verleihung der Honorarprofessur an Heinrich Anz reden?

Als Historiker des antiken Christentums ist Kierkegaard nicht sein Spezialgebiet, die wunderbaren B?nde der neuen deutschen Gesamtausgabe sind ihm, wenn er ehrlich ist, aufgrund von pers?nlicher Verbundenheit zum Hauptherausgeber Hermann Deuser leidlich vertraut, die ganze Geschichte der Kierkegaardrezeption in der deutschen Theologie des 20. Jahrhunderts be?ugt er eher von Fern, ein M?rlein aus vergangenen Zeiten. Als Experte für skandinavische Literatur darf er sich gleich gar nicht geben, obwohl in elterlichen Bücherschr?nken auch Pontoppidans Hans im Glück und anderes weniger Bekanntes stand.

Nun k?nnte man vielleicht meinen, die Verleihung der Honorarprofessur selbst w?re Grund genug für das Erscheinen des Pr?sidenten? - schlie?lich hat Heinrich Anz in den vergangenen Jahren dem hiesigen Institut viele Wohltaten erwiesen und nun die vielleicht gr??te, indem er uns als Emeritus das Kostbarste schenkt, was ein Wissenschaftler zu (ver)geben hat - seine Zeit. Gewiss, meine Damen und Herren, für diese Interpretation spricht Manches. Aber sie bleibt ?u?erlich. Denn der Hauptgrund solcher pr?sidialer Anwesenheit, jedenfalls für den Pr?sidenten, wie ich unumwunden zugebe - ist die Gelegenheit, kluge Kollegen kennenzulernen und Ihre ebenso klugen Werke wenigstens ansatzweise zu lesen - als Studium Generale in sp?teren Lebensjahren, Gelegenheit zu etwas, was der deutsche Professor sorgsam vermeidet: Kollegen bei der Arbeit beobachten, Kollegen des ganz anderen Fachgebiets.

Und lieber Herr Anz, das w?re in Ihrem Falle besonders vergnüglich. Nicht nur, da? Sie Bereiche meiner unmittelbarer Fachinterna behandelt haben - eben die Kierkegaardrezeption in der deutschen und d?nischen Philosophie und Theologie oder die Entstehung der Ontologie bei Platon - nein, Sie haben mich durch einige Beitr?ge, die ich zur Vorbereitung dieses Gru?wortes lesen konnte, weit über die eigenen Fachgebiete hinaus orientiert.

Tania Blixen und Hendrik Ibsen und Kierkegaard, eine Frau in der Maske des Philosophen im Karneval und viele weitere Vexierbilder dazu. "Ich habe überhaupt nur sehr wenig von S?ren Kierkegaard gelesen und noch weniger verstanden", sagt der andere und bietet doch Beispiele einer sehr interessanten Transformation, wie wir hier in Berlin gerne sagen, um uns von Konstanzer Terminologie abzugrenzen, in deren viel zu gro?en Schuhen wir in Wahrheit doch wohl immer noch alle stecken. Und um in Manier von Kierkegaard zu reden: Da? Hans Christian Andersens M?rchen im Unterschied zu denen der Brüder Grimm nicht zuerst als Hausm?rchen von der klassischen Gro?mutter am Ofen vorgelesen, sondern für die Deklamation auf das Theater verwendet wurden und eine dazu geeignete Sprache nutzten - das habe ich bei der Lektüre Ihrer Texte verstanden und gelernt, auf die Subtilit?ten des vermeidlich naiven Goethes der Kinderwelt zu achten.

Lieber Herr Anz, angesichts Ihres Oeuvres bin ich pers?nlich dankbar, durch den heutigen Anlass Gelegenheit gehabt zu haben, es wenigstens partiell zu studieren. Als Pr?sident dieser Universit?t bin ich froh und stolz, Sie zu den Unseren z?hlen zu dürfen und gratuliere dem Institut für Nordeuropa-Studien zu diesem erneuten Beweis seiner Lebendigkeit und Exzellenz.


Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies
Pr?sident der Humboldt-Universit?t