Korruptionsskandale: Wer bewacht die W?chter?
Wer bewacht die W?chter? Die von Platon aufgeworfene Frage hat auch heute, mehr als zweitausend Jahre sp?ter, nicht an Aktualit?t verloren. Der Staat erl?sst mitunter Gesetze, deren Einhaltung er nicht selbst prüfen kann. Daher setzt er Kontrollinstanzen ein, um die Akteure – seien es Individuen, Firmen oder ganze Staaten – zu überprüfen. Doch k?nnen Kontrolleure und Akteure gemeinsame Sachen machen. So zeigt der jüngste Skandal um Wirecard, welche Interessenskonflikte bei Wirtschaftsprüfern auftreten k?nnen, die ihrem ?Prüfling“ zugleich als Berater dienen. Müssen die W?chter also durch neue W?chter bewacht werden, und diese wieder durch neue, bis zum infiniten Regress?
Eine praktikablere L?sung haben die beiden Wissenschaftler Colin von Negenborn und Martin Pollrich entwickelt. Sie verwenden dabei das recht junge ?konomische Werkzeug des sog.?Marktdesigns, dessen Bedeutung über die Disziplin hinaus durch den diesj?hrigen Wirtschaftsnobelpreis verdeutlicht wurde. Das Marktdesign erlaubt, die Rolle von 三亿体育·(中国)官方网站 in einem System n?her zu beleuchten und gezielt zu steuern, somit also den Markt zu ?designen“. W?hrend klassische wirtschaftswissenschaftliche Modelle oft davon ausgehen, dass alle 三亿体育·(中国)官方网站 am Markt allen Teilnehmer zur Verfügung stehen, zeichnet das Markt- oder Mechanismusdesign ein realistischeres Bild der Welt – und kann dabei die klassischerweise prognostizierten Ineffizienzen und Instabilit?ten oft überwinden.
Dieses Methodik wenden die beiden Forscher nun das Problem der Korruption an – auf jenen Fall also, in dem der W?chter mit dem Bewachten geheime Absprachen trifft, statt ihn zu überwachen. ?Der Trick“, so Colin von Negenborn, ?liegt darin, diese Absprachen als Handel zu verstehen. Ein Handel wir dann erschwert, wenn die Handelspartner unterschiedliche 三亿体育·(中国)官方网站 über den Tauschwert besitzen.“ Getauscht wird dabei beispielsweise Geld – in Form einer Bestechung – gegen eine nachl?ssige Kontrolle oder einen wohlwollenden Bericht. Solch ein Deal l?uft aber Gefahr aufzufliegen. Wenn nun der Regulator – ausgestattet mit den Mitteln des Marktdesigns – einem der Handelspartner 三亿体育·(中国)官方网站 über die Wahrscheinlichkeit einer solchen Enttarnung zukommen l?sst, so wird er dessen geheime Absprachen mit dem anderen Partner erschweren. Haben beispielsweise W?chter und Bewachter unterschiedliches Wissen darüber, ob und wann eine Kontrolle ihres Tuns ansteht, werden sie sich schwerer auf eine ?angemessene“ Bestechung einigen k?nnen.
In ihrem Aufsatz ?Sweet Lemons: Mitigating Collusion in Organizations“, ver?ffentlicht im Journal of Economic Theory, weisen die beiden Forscher eine solche M?glichkeit für den Regulator nach. Dazu modellieren sie die Interaktion zwischen Regulator, W?chter und Bewachtem formal. Die Parameter des Modells k?nnen entsprechend realer Situationen angepasst zu werden, um die optimale Informationsvergabe zu bestimmen und so Korruption zu unterbinden. Das klassische Instrumentarium der Korruptionsbek?mpfung – Androhung von Strafen, versch?rfte Kontrollen, rotierende Zust?ndigkeiten – erg?nzen von Negenborn und Pollrich somit um ein weiteres Werkzeug. So zeigen sie, dass auch das Design der ?konomie gesellschaftliche ?sch?ne“ Ergebnisse produzieren kann.
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Publikation:
Negenborn, Colin von, und Martin Pollrich. ?Sweet lemons: Mitigating collusion in organizations“. Journal of Economic Theory 189 (2020). DOI: 10.1016/j.jet.2020.105074
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Dr. Colin von Negenborn??????
Christian-Albrechts-Universit?t zu Kiel????????
Walther-Schücking-Institut für Internationales Recht?????????
cvnegenborn@wsi.uni-kiel.de